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Geschichte u. Wappen

Rundum von Bergen geschützt ist das waldreiche Hochplateau von Semriach (709 m) durch seine mittlere Höhenlage klimatisch besonders begünstigt. Die südliche Begrenzung bildet der 1445 m hohe Bergkamm des Schöckl, der steil gegen die Ebenen des Südens und Ostens abfällt und einer ganzen Kalkformation den Namen gibt (Schöckl-Kalk). Im Norden führt der Höhenzug des Hochtrötsch (1239 m) über die bei Wanderern beliebte Fragner-Alm zum Rechberg, dessen Passstraße mit ihrem Scheitelpunkt (929 m) im Nordosten des Gemeindegebietes liegt. Neuerdings erfreut sich nach dem Ausbau des Gleinalm-Straßentunnels die landschaftlich schönere und kürzere West-Ost-Verbindung über Semriach in Richtung Oststeiermark zunehmender Beliebtheit. Das nach Westen schroff ins Murtal abfallende unbewohnte Waldgebiet der Tanneben ist karstartig zerklüftet und enthält zahlreiche natürliche Höhlen, von denen die Lurgrotte als größte Tropfsteinhöhle Österreichs bekannt ist. Sie steht unterirdisch mit der gleichnamigen Höhle im Murtal in Verbindung.

Zu beiden Seiten des in derselben Richtung verlaufenden Badl-Grabens sind die ältesten Nachweise menschlicher Anwesenheit in der Steiermark in der Badl- bzw. Repolusthöhle gemacht worden. Die aus der letzten Zwischen-Eiszeit (Riß-Würm) stammenden Fundstücke sind im Grazer Landesmuseum Joanneum ausgestellt. Aus der Jüngeren Steinzeit wurden einige Steinbeile, und aus der Hallstattzeit (ca. 800 J. v. Chr.) Topfscherben gefunden. Die Römerzeit (15 vor bis ca. 400 n. Chr.) hinterließ Zeugnisse in größerer Zahl, darunter mehrere römische Inschriften-Steine an der Südwand der Pfarrkirche und am Haus Mittlerer Windhof 4.

Weitere von der Kirchengrabung 1986 stammende Steine sind im Lapidarium im untersten Kirchturmgeschoß aufgestellt. Außer den Grundmauern eines römerzeitlichen Landhauses (villa rustica 3. Jahrh.) bei Neudorf ist das 1962 entdeckte römische Hügelgrab zu nennen. Es ist das einzige "in situ" restaurierte Hügelgrab Österreichs und liegt am Krienzer–Kogl (850 m). Ein allseits mit Steinplatten verkleideter Zugang (Dromos) führt in ein Gewölbe, in welchem die Aschen-Urnen der Verstorbenen einer Familie beigesetzt worden sind.

Von der darauf folgenden Zeit der Völkerwanderung legen nur mehr einige slawische Namen Zeugnis ab. Interessant und nach ihrer Entstehung noch nicht ganz geklärt sind die entlang der Höhen nach Westen und Osten gerichteten Wallanlagen mit bis zu 13 Geländestufen übereinander. Die Wehranlagen von Luginsland, Forchtenberg, Schönegg, Badl, Laas, Rechberg und Stein gehörten zum Besitz der Peggau-Pfannberger Grafen und waren mit Landwirtschaft treibenden Vasallen besetzt. Die nächst der „Tasche“, dem Übergang von Semriach in das Murtal, befindlichen zwei Wehranlagen Luginsland und Forchtenberg sind im 11. Jahrhundert durch Stein-Burgen ersetzt worden, deren Ruinen noch zu sehen sind.

Um das Jahr 1050 entstand in der Achse der heutigen Pfarrkirche ein romanischer Vorgängerbau, dessen 1.30 bis 2.20 Meter dicke Grundmauern in ihrem gesamten Verlauf im Jahre 1986 freigelegt und durch Stilvergleich datiert werden konnten. Eine Kirche von solcher Größe hat zweifellos eine kleinere Kirche oder Holzkapelle als Vorgängerbau gehabt. Sie könnte schon im Zusammenhang mit dem Silberbergbau entstanden sein. Mit einem um 1300 angebauten gotischen Presbyterium betrug die Innenlänge 36,7 m. Jene der 1505–1543 an ihrer Stelle erbaute spätgotische Hallenkirche misst 44,2 m. Sehenswert in ihrem Inneren sind: Die einstige Westempore tragende hochromanische Säulenbasis sowie die zahlreichen gotischen Gewölbe-Schlußsteine mit den Wappen der Erbauer und bürgerlichen Handwerker. Bemerkenswert sind die zwei Seiten-Altäre im bunten Bauernbarock und Heiligenfiguren von hoher Qualität. Die ehemals als Karner dienende Friedhofskapelle beherbergt heute die Darstellung der „schmerzhaften Maria“ (Pieta), vor Zeiten das Ziel vieler Wallfahrer am Freitag vor Karfreitag. Bis zum Jahre 1912 umgab, wie üblich, der Friedhof die Kirche. Ursprünglich der salzburgischen Erzpfarre Gratwein unterstehend, gelangte die Pfarre Semriach erst im Jahre 1609 durch Tausch an das 1129 gegründete Zisterzienserstift Rein, von wo aus seither die Seelsorge ausgeübt wird. Die erstmalige Erwähnung des Namens Semriach erfolgte in einer Urkunde vom 13. 5. 1212. Die erste urkundliche Nennung eines Pfarrers von Semriach stammt aus dem Jahr 1237.

Die Gründung eines Marktes, als welcher Semriach erstmals 1305 und später nochmals 1320 in einer Urkunde genannt wird, ist auf den mittelalterlichen Silberbergbau (silberhältiges Blei) zurückzuführen. Bürgerliche Handwerker, Wirte und Händler beherrschten das Bild. Dazu kamen die zahlreichen Bauern der Umgebung, die zweimal wöchentlich ihre Erzeugnisse auf dem Markt feilboten. Damit steht Semriach in der Reihe zahlreicher anderer Bergwerks-Märkte seiner Zeit. Mit dem Niedergang des Bergbaues um 1550 versank der Markt in die beschauliche Ruhe eines rein landwirtschaftlichen Gemeinwesens. Der Fernhandel berührte den Ort nur zur Zeit der jahreszeitlichen bedingten Unpassierbarkeit der Straße im Murtal, wobei die genannten Burganlagen, aber auch im Tale die Burgen Peggau und Pfannberg zu passieren waren.

Der „auf dem grünen Rasen“ gegründete Markt ist eine regelmäßige auf die Pfarrkirche ausgerichtete Ost-West-Anlage. Zu beiden Seiten des rechteckigen unteren und des sich allmählich verjüngenden oberen Marktes liegen schmale Grundstücke, jeweils so breit, wie die dem Markt zugewandte Front der Häuser. Das zweigeteilte Marktwappen zeigt einen silbernen Wehrturm und eine Hirschkuh mit Pfeil, das Geleittier und Symbol des Kirchenpatrons Ägydius. Die einen achteckigen Grundriss aufweisende kleine Kirche Ulrichsbrunn (am Windhofkogl) wurde über einer wundertätigen Quelle an der Stelle eines einstigen Bildstockes im Jahre 1720 errichtet. Mit den dort am Altar stehenden Wetterpatronen St. Florian und St. Donatus ist sie das Ziel von Bittprozessionen. Zahlreiche Weg- und Pestkreuze zeugen von der Gläubigkeit und der Not der bäuerlichen Bevölkerung. Zwei der schon 1320 zugleich mit dem Markt als solche genannten vier Zehenthöfe (Zehent als Kirchensteuer), werden heute als Tourismusbetriebe geführt, einer davon als Islandpferde-Gestüt.

 

Wappen

wappen-gemeinde-semriachEin von Rot und Blau gespaltener Schild. In der rechten Schildeshälfte wächst aus der Mittelkuppe eines grünen Dreiberges ein nach rechts gewendeter, an der Brust von einem silberfarbenen Pfeile getroffene natürliche Hirschkuh empor. Die linke Schildeshälfte zeigt einen auf einem grünen Berge aus silberfarbenen Quadern erbauten, oben von drei nebeneinander gestellten Fenstern, unten von einem durch zwei Schussöffnungen beseiteten Tore mit halbaufgezogenem silbernem Fallgitter durchbrochenen Rundturm mit rotem, golden beknauftem Dache.

Die verwundete Hirschkuh im rechten Feld nimmt auf die Legende des hl. Ägidius, des Kirchenpatrons von Semriach, Bezug. Der silberne Wehrturm steht für die einstigen Burgen Luginsland und Forchtenberg sowie für den ehemaligen Silberbergbau in Semriach.

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